Das Kollektiv plant im weiteren Arbeitsverlauf seine bisherige Praxis nachhaltig zu konsolidieren und noch breiter zugänglich zu machen. Ziel ist es, die verschiedenen Elemente weiter zu schärfen und praxisnah ein Methodik auszuformulieren. Entstehende Bildungsmodule werden im Kontext externer künstlerischer Geschichtsvermittlung angewendet und in Form einer resümierenden Handreichung Multiplikator*innen vielfältiger Communities zur Verfügung gestellt.
Hierfür wird in einer ersten Phase ein Workshopformat (train-the-trainer-Seminar) entwickelt, das Anleiter*innen befähigt, spezifische Elemente der Praxis weiterzuvermitteln. Mit der kompakten Ausbildung der Multiplikator*innen wird ein Pool von Vermittler*innen geformt, die ihre eigene Expertise hinsichtlich Vermittlungs- und Sensibilisierungsarbeit mit einbringen. Das entstehende Team von Multiplikator*innen setzt auf intersektionale Analyse, baut auf unterschiedliche persönlich-biographische Bezüge zum Holocaust und Porajmos vereint in sich vielfältige Perspektiven auf widerständige Erinnerungsarbeit. In flexiblen kleineren Teams werden dann Workshopformate formuliert und agil für unterschiedliche Zielgruppen angepasst. Durch die Entlohnung wird den Trainer*innen selbstständige Tätigkeit in der Vermittlung ermöglicht.
Parallel wird in einer breiten Allianz zu verbundenen Aspekten Wiener Lokalgeschichte und transnationalen Bezügen geforscht. In Austausch mit verschiedenen Einrichtungen und Interessenvertretungen, mit denen DePART bereits kooperiert hat oder schon seit längerem den Wunsch hegt, zu interagieren, werden Archivlage, örtliche Infrastrukturen, geleistete Kämpfe, angestoßene Diskurse und bestehende Leerstellen nachgezeichnet und in Kontext zueinander gestellt. Gewonnene Informationen fließen in die methodische Entwicklung ein. Durch die didaktische Beratung durch einschlägige Institutionen und den gegenseitigen Wissenstransfer mit div. Vereinen wird an bereits erarbeitetes Wissen angeknüpft, auf vorhandene Expertisen vertraut und weiter darauf aufgebaut.
Die Entwicklung einer immersiven Onlineversion eines lebendigen Erinnerungsarchivs werden gesammelte Materialien, Texte und Stimmen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Es wird im Laufe des Prozesses weiter angereichert und soll selbstständiges Beitragen ermöglichen. Durch die Anknüpfung an eine etablierte Plattform (etwa HDGOE, RomArchive oder Centropa) wird die Verbreitung und Wirksamkeit erhöht.
In der zweiten Phase werden Projektwochen für mehrere Klassen angeboten. Über fünf Schultage hinweg und mehrere Klassen einer Stufe umfassend wird ein Kompaktseminar gegeben, indem die Schüler*innen mit dem intersektional aufgestellten Team junger Anleiter*innen das eigene Geschichtsverständnis befragen und dabei Vorbildern aus Vergangenheit und Gegenwart begegnen. Die gemeinsame Wissensproduktion wird aktiv künstlerisch übersetzt, indem eine kompakte, niedrigschwellige Performance oder Installation mit eigenen Texten und Fragestellungen entwickelt wird. Durch die Präsentation vor weiteren Schulmitgliedern wird die Erkundung für zusätzliche Jugendliche kommuniziert und erlebbar gemacht.
Durch das erforschen bereits geknüpfter Erinnerungspatenschaften oder durch das gemeinschaftliche Aushandeln weiterer, werden junge Menschen mit ihrer persönlichen Verbindung zu Geschichte wahrgenommen und in ihrer eigenen Perspektive auf Gewalt und Unterdrückung ernstgenommen. Die Teilnehmenden werden in ihrer Fähigkeit bestärkt, Verantwortung zu übernehmen - für das anhaltende Gedenken an eine verlorene Lebensgeschichte, für das geteilte Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Schutz vor Ausgrenzung sowie die eigenen Fragen nach Sinn und Empathie. In der Anleitung hin zu einer radikal solidarischen, fragend suchenden Poesie liegt der Fokus auf dem Erkennen von Leerstellen und dem Verständnis notwendiger Solidarität. Kritisches Fabulieren ist hierbei ein zentrales Element: Die spielerische Imagination dessen, was Menschen in der Vergangenheit ausgemacht hat und dessen, was uns einzeln und gemeinsam heute und morgen bedingt, macht Vergangenes und Verbindendes nahbar, schafft Selbstwirksamkeit und schafft damit Mut und Zuversicht. Geschichtsschreibung wird als kollektiver Prozess erfahrbar, in dem Dominanzen hinterfragt werden und vielfältige Narrative Platz haben. Dabei werden unterschiedliche und gemeinsame Bedürfnisse offengelegt und diskutierbar. Widersprüche werden im Sinne einer gegenseitigen demokratischen Bildung nicht als Ende, sondern als Ausgangspunkt und Grundlage einer pluralen solidarischen Gesellschaft erlebbar.
In der dritten Phase werden die gesammelten Erkenntnisse, Erfahrungen und zusätzliche Forschungsergebnisse zusammengetragen und in eine Handreichung überführt, die dann publiziert und verbreitet wird. Sie ist Grundlage für selbstständige und individuelle Community-Arbeit zu Erinnerung und Solidarisierung und soll Aktivist*innen und Pädagog*innen weit über Wien hinaus zu Gute kommen.